Dienstag, 25. Dezember 2012

Wenn der Himmel die Erde berührt


Wenn der Himmel die Erde berührt, ist das
          wie eine freundliche Begegnung,
          wie eine Umarmung, ein Lächeln,
          wie ein gutes Wort, das unser Herz erreicht.
Wenn der Himmel die Erde berührt, ist das
          wie der Augenblick des Glücks,
          wie ein Hoffnungsschimmer,
          wie das Licht, das die Dunkelheit erhellt.
Wenn der Himmel die Erde berührt, ist das
          wie ein Schritt zur Versöhnung, ein Friedensschluss,
          wie der Regenbogen,
          wie eine Verheißung, die sich uns erfüllt.
Wenn der Himmel die Erde berührt, ist das
          wie eine Geburt, ein Neubeginn,
          wie der Sonnenaufgang,
          wie ein Zweig, der Blüten trägt mitten im Winter.
Wenn der Himmel die Erde berührt, ist das
          wie der Duft einer Blumenwiese,
          wie die frische Seeluft, das Säuseln des Windes,
          wie der Atem, der uns Leben spendet.
Wenn der Himmel die Erde berührt, ist das
          wie ein Gedicht,
          wie ein Lied, eine Melodie,
          wie Musik, die unsere Seele beflügelt.
Wenn der Himmel die Erde berührt, ist das
          wie Segen, wie Heilung,
          wie Liebe, wie Wahrheit.
Wenn der Himmel die Erde berührt, ist das
          wie Weihnachten,
          denn Gott wird Mensch in dir und mir.



Sonntag, 16. Dezember 2012

Ein Tag mit Maria und Josef


Gestern Abend hat eine Freundin die beiden zu mir gebracht. Ich habe ihnen gerne Herberge für eine Nacht gegeben. Sie haben sich aneinander gekuschelt und im warmen Wohnzimmer geschlafen, während es draußen nasskalt war.

Heute Morgen am 3. Advent haben wir gemeinsam gefrühstückt. Ich hatte noch die Zeitung aus Bethlehem, in die Olivenholzschnitzereien eingewickelt waren, und so konnte Josef Nachrichten aus der Heimat lesen. Maria erzählte mir von ihrer Reise. Für sie ist der lange Weg im letzten Monat ihrer Schwangerschaft sehr beschwerlich. Doch die vielen Begegnungen mit den Menschen, die die beiden unterwegs treffen und die sie jeden Tag aufnehmen, lassen Maria all die Strapazen vergessen. Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit, die ihr und ihrem Mann entgegengebracht werden, überwältigen sie. Und auf Josef kann sie sich immer verlassen, das macht sie stark für den gemeinsamen Weg. Als sie das sagte, lächelte Maria leise und glücklich.

Am Nachmittag war ich bei meiner Familie hier im Ort zum Videotelefonieren mit der restlichen Familie im Norden verabredet. Maria und Josef haben mich begleitet. Das war sehr aufregend für sie. Josef konnte nicht begreifen, dass man mit einem schwarzen Klappkasten in eine andere Wohnung über hundert Kilometer entfernt sehen kann. Das hätte er sich für die Volkzählung gewünscht: die Verwaltungsstelle einfach per Computer kontaktieren und sich registrieren lassen. Statt dessen musste er sich mit seiner hochschwangeren Frau auf die lange anstrengende Reise machen. Maria hingegen hat es genossen, meine kleinen Neffen kennenzulernen, mit ihnen zu singen und ihnen ihre Geschichte zu erzählen.

Am Ende unseres gemeinsamen Tages waren wir zusammen mit Freunden im Friedenslicht-Inspire, einem Gottesdienst in der Jugendkirche. Pfadfinder aus der Nachbarstadt haben dazu eingeladen und am Ende das Licht aus Bethlehem verteilt. Kerze um Kerze wurde am Friedenslicht entzündet und gegen alle Gewalt und Not in der Welt und als Gebet für die Opfer von Krieg, Verbrechen und Armut breitete sich das Licht aus. Maria war davon sehr angerührt, sie streichelte über ihren Bauch und sagte: "Er ist der Friedensfürst. Er zeigt uns den Weg der Liebe und des Friedens." 

Dann wurde es Zeit für den Abschied. Josef musste mit Maria weiterziehen. Ein letztes Foto, noch einmal winken, und sie waren wieder unterwegs. Wohin wird ihr Weg sie in den nächsten Tagen führen? Was werden sie noch erleben?

Mein Tag mit Maria und Josef war ein besonderes Geschenk. Ich werde gern daran zurückdenken und die beiden in meiner Erinnerung behalten. Schön, dass ihr meine Gäste wart.







Donnerstag, 1. November 2012

Das Fest aller Heiligen


Von meiner Uroma ist der Satz überliefert: "Geburtstag hat jede Wutz." Ihr war es wichtig, dass die Kinder nach einem Heiligen benannt wurden. Bis feststand, dass der Vorname meiner Tante die Abwandlung des Namens einer Heiligen aus dem 7. Jahrhundert war, rief sie ihre Enkelin nur "Liebchen" oder "Schätzchen". Wahrscheinlich verdanken wir es der Hartnäckigkeit dieser Uroma, dass wir in unserer Familie bis heute neben dem Geburtstag auch den Namenstag feiern.

Der Name macht den Menschen zu etwas ganz Besonderem, ein Leben lang und darüber hinaus. Darum wohl suchen Eltern mit so viel Sorgfalt und Liebe den Namen für ihr Kind aus. Der Kindesname soll Mutter und Vater gefallen, er soll nicht der zigste im Freundeskreis sein, sich nicht in Abkürzungen verstümmeln oder eben zu einem schönen Kosenamen abkürzen lassen. Manchmal werden Kinder auch nach berühmten und geschätzten Menschen benannt.

Im Mittelalter gab es die Tradition, dem Kind bei der Taufe den Namen des Tagesheiligen zu geben. Heilige und Selige sind besondere Vorbilder im Glauben. An Allerheiligen 2012 fanden in Eibingen besondere Hildegardfeierlichkeiten statt: Im Mai erst hatte Papst Benedikt XVI. die Heilige Hildegard von Bingen, die in Deutschland schon seit Jahrhunderten verehrt wird, offiziell in den Heiligenkalender für die Weltkirche aufgenommen, um sie dann im Oktober zur Kirchenlehrerin zu erheben, als 4. Frau neben 31 Männern. Damit wurde Hildegard, ihrem Leben, Glauben und Werk eine ganz besondere Bedeutung als Vorbild und Fürsprecherin verliehen.

Heute an Allerheiligen wird aber auch all der unbekannten Heiligen gedacht, die keinen offiziellen Gedenktag haben und die doch im Stillen ein gutes Leben im Glauben gelebt haben oder leben. Auf irgendeine Weise sind wir alle Vorbilder für jemanden, sei es im Engagement für Benachteiligte, in einer guten Tat oder im wertschätzenden Umgang mit Menschen, Tieren und der Natur. Das ist eine große Verantwortung, derer wir uns nicht immer bewusst sind und bei der wir selbst uns wiederum an unseren Heiligen orientieren dürfen.

In diesem Sinne alles Gute und Gottes Segen zum Namenstag! 

Dienstag, 30. Oktober 2012

Ausgewachsen


"Wie alt bist du?", fragte mich mein 3-jähriger Neffe gestern. Und dann:
"Bist du ausgewachsen?""Ja.""Aber der Papa ist größer als du."
Da hat er recht, der kleine Mann.

Auf den zweiten Blick ist seine Frage gar nicht so kindlich naiv, sondern 
ziemlich weise, und meine Antwort war vielleicht etwas vorschnell. Denn 
ich wachse bis zum letzten Atemzug und ich hoffe, zuweilen auch 
über mich hinaus.

Freitag, 21. September 2012

Das Festbankett


Alles ist für den großen Empfang gerichtet: die lange, festlich gedeckte Tafel, der prachtvolle Blumenschmuck in allen Räumen, die im hellen Licht der goldenen Kronleuchter erstrahlen. Auch das Personal in den makellosen Uniformen mit den blütenweißen Westen steht bereit.

Wenn nur das Warten nicht wäre! Es ist fünf vor zwölf – lange kann es nicht mehr dauern, bis der Ehrengast endlich eintreffen wird.

Die geladenen Gäste in ihren schmucken Festtagskleidern sind schon da: Die Routine plaudert in der Halle mit dem Alltagstrott. Die Gleichgültigkeit lehnt in der Tür zum Speisesaal und die Bequemlichkeit hat sich in einem Sessel niedergelassen. Die Inkonsequenz diskutiert mit dem guten Willen, während die Angst vor der eigenen Courage nervös auf und ab geht. Die Ausdauer hat sich in letzter Minute entschuldigt, ihr Bruder, der Idealismus, sei ernsthaft erkrankt.

Draußen fährt eine große Limousine vor. Aber es ist nur die Einsicht, wie immer ein bisschen zu spät. Sie hat Nachricht vom gegenseitigen Respekt, den bisher niemand so richtig vermisst hat: Er steckt in schwierigen Verhandlungen mit der Machtgier und der Verlustangst fest und musste seine Teilnahme am Festbankett wieder absagen.

Vom Tross des Ehrengasts ist noch immer nichts zu sehen, weder vom üblichen Aufgebot an Sicherheitskräften, noch von ihm selbst. Die Ungeduld macht sich in der Tafelrunde breit und beginnt ein Streitgespräch mit der Selbstgefälligkeit und dem falschen Stolz.

Plötzlich verstummen die Streithähne, ihr Blick fällt auf den Ehrenplatz. Den hat ein Pärchen eingenommen, ganz offensichtlich Geschwister. Unbemerkt von der Gästeschar, die so sehr mit sich selbst beschäftigt war, sind sie in den Festsaal gekommen. Ihr Erscheinungsbild will nicht so recht in die illustre Gesellschaft passen. Sie tragen keinen Schmuck, ihre Kleidung ist an einigen Stellen zerrissen und die Schuhe haben sie auf ihrem langen Weg verloren. Eilig stürzt das Personal herbei, um diese Fremden zu entfernen. Doch dann halten sie inne. Die beiden strahlen eine große innere Ruhe und Würde aus und sind dabei bescheiden und freundlich. Ihre Augen lächeln.

Der sehnlichst erwartete Ehrengast hat seine Zwillingsschwester mitgebracht, denn beide sind unzertrennlich: der Frieden zwischen den Völkern und die Bereitschaft zur Versöhnung.


(zum heutigen Internationalen Tag des Friedens, 1981 von den Vereinten Nationen ausgerufen als globaler Appell für Gewaltfreiheit und Waffenstillstand und zur Stärkung der Idee des Friedens zwischen den Völkern)

Dienstag, 18. September 2012

Relikt


Wenn ich beim Spülen aus dem Fenster sehe, fällt mein Blick auf diese Leiter. Sie hängt quer unterhalb der Dachrinne des Nachbarhäuschens – ein Überbleibsel aus früheren Tagen. Das kleine Anwesen war einmal ein Bauernhof mit Stall, Heuboden und Scheune. Um die Leiter heute von ihren Haken zu nehmen, müsste man auf eine zweite Leiter steigen, besser wäre noch eine dritte mit einem weiteren Helfer, der am anderen Ende der alten Leiter anpackt. Vielleicht kam man damals auf einem Pferdewagen oder Traktoranhänger stehend an die Leiter heran, um sie dann als Aufstieg zum Heuboden zu benutzen. Vielleicht war es auch ganz anders und sie wurde erst, als man sie nicht mehr brauchte, einfach dort an der Hauswand entsorgt. Vielleicht stimmt auch das nicht oder aber beides ist wahr. Und wer weiß, ob es nicht die ein oder andere Geschichte zu dieser Leiter gibt? Eine Rettungsaktion für eine Katze in Not? Oder – wären wir in Süddeutschland, wäre das mehr als wahrscheinlich – ein romantisches Abenteuer in einer lauen Vollmondnacht?

Jedenfalls regt sie meine Phantasie an und entlockt mir ein Lächeln, diese alte, seit Jahrzehnten unbeachtete Leiter da oben an der Mauer. Natürlich könnte ich die Besitzer fragen, was es wirklich mit ihr auf sich hat. Aber das wäre nicht halb so interessant und zauberhaft.

Immer um die Mittagszeit, wenn die Wolken sie durchlassen, malt die Sonne eine Schattenleiter dazu – ein für gewöhnlich unbemerktes Schauspiel. Dieses Mal finde ich es besonders schön und mache ein Foto.



Sonntag, 26. August 2012

Aloisius & Co.


Ludwig Thoma hat ihn uns geschenkt, den Engel Aloisius. Ein menschelnder Engel, dieser "Münchner im Himmel", der nichts lieber will als zurück auf die Erde. Und es muss noch mehr von dieser Sorte geben, die lieber fröhlich hier unten ihr Wesen treiben, als auf einer Wolke zu frohlocken.

Sie fangen mich auf mit einem tröstenden Wort, umarmen mich mit einer liebevollen Geste. Sie hören mir geduldig zu und fühlen mit mir Traurigkeit, Ärger und Freude. Sie begleiten mich durch dick und dünn und halten zu mir, auch wenn ich manchmal ungenießbar bin. Wenn ich mir selbst im Weg stehe, eröffnen sie mir eine neue Richtung. Sie schenken mir ein Lächeln und bringen mich zum Lachen. Sie spüren, wann ich sie brauche. Ich bin reich beschenkt, denn ich muss nicht allein durch dieses Leben gehen. Ich darf es teilen und habe selbst Teil am Leben meiner Engel.

Vor ein paar Wochen flatterte dieser Engel in mein E-Mail-Postfach: "Hier ein Engel, den ich an Karfreitag gefunden und dann hergestellt habe. Vielleicht kannst Du ihn ja für Deinen Blog gebrauchen. Ich schicke ihn Dir mit vielen lieben Grüßen!"




Danke allen Engeln, ihr seid ein Segen!

Freitag, 10. August 2012

Weitblick


Dieser Tage wünsche ich mir so manches Mal ein bisschen mehr Weitblick in so vielen Kontexten von Politik, Wirtschaft und Kirche, bei globalen Diskussionen genauso wie im Straßenverkehr und im Handeln der Menschen generell und manchmal auch ganz speziell.

Aber leider kann man Weitblick nicht allerorten jederzeit für einen Euro kaufen.



Sonntag, 29. Juli 2012

Leben erlaubt!


Sie sind allgegenwärtig. Wo immer man hinkommt, sind sie schon da: Verbote 
auf mehr oder weniger dekorativen Schildern.





Wie wäre es zur Abwechslung mal umgekehrt? Wenn wir uns öfter was erlauben?!


Sonntag, 24. Juni 2012

Poetische Intervention


Du sitzt im Zug, irgendwo drei Bänke hinter dir klingelt ein Mobiltelefon. Und dann telefoniert jemand lautstark und unterhält für eine viel zu lange Weile das gesamte Abteil. Du erfährst Dinge, die dich erstens nicht wirklich interessieren und die dich zweitens auch gar nichts angehen. Und drittens wolltest du eigentlich lesen, schlafen oder deinen eigenen Gedanken nachhängen.

Am Wochenende war ich wieder mal mit der Bahn unterwegs und wurde mehrmals ungewollt zur Mithörerin. Die dann und wann auftauchenden Funklöcher schienen immer noch lautere Rufe ins Telefon heraufzubeschwören: "Hallo? Bist du noch da? Ja? Gut, also wo waren wir?""Im Zug, wir sind im Zug", lag es mir auf der Zunge, "und die wenigsten hier interessiert, was oder warum irgendwer gestern oder gerade eben noch gegessen, gesagt, getan oder auch nicht getan hat." Aber ich hielt mich zurück. Statt dessen kam mir ein Gedanke: Wenn schon alle mithören müssen, warum dann nicht etwas Kultur? Zum Beispiel ein Gedicht! 

Wenn also wieder jemand das gesamte Abteil zum Mithören eines allzu laut geführten Telefonats zwingen will, dann erheben sich nach und nach die Leute und beginnen, ein Gedicht zu rezitieren. "Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich ..." "Festgemauert in der Erden ..." – "Zu Bacharach am Rheine ..."
Bald stehen alle Fahrgäste und durch den Zug schallen Verse und Reime. Diese Vorstellung gefällt mir. 

Ich geh' dann mal üben und frage mich währenddessen, ob ich tatsächlich den Mut aufbringen und aufstehen würde. "Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister auch nach meinem Willen leben. ..."
  

 (Schiller: Die Bürgschaft / Das Lied von der Glocke, Brentano: Lorelay, Goethe: Der Zauberlehrling)

Freitag, 1. Juni 2012

Geburt[s]tag


nach der Finsternis der Nacht
wenn der See noch schläft
            friedvoll und glatt
wenn ein frischer Windhauch
            die Blätter der Bäume weckt
wenn Wiesen und Weiden sich baden
            im glitzernden Tau
wenn die Vögel den neuen Tag schon ahnend
            ihr Morgenlied anstimmen
wenn erste Boten von Wärme
            über den Rand des Horizonts klettern

            tief einatmen
            die Seele öffnen und
            das Licht der Welt erblicken
















Donnerstag, 31. Mai 2012

Heilig-Rock-File III


Ein paar letzte Eindrücke und Gedanken zur Wallfahrt im Rückblick oder was mir im Nachhinein noch eine Bemerkung Wert war:

Gegen Ende der Wallfahrt traf man fast überall in der Stadt auf Souvenirs. An diesem Stand mit Kerzen und kühlen Getränken hatte man wohl noch nichts vom Coca-Cola-Boykott des BDKJ gehört.



Abseits vom Wallfahrtsgeschehen wurde nahe dem Karl-Marx-Haus wie schon 1996 die Unterhose von Karl Marx zur Schau gestellt - damals wie in diesem Jahr eine Protestaktion zur Reliquienverehrung und zum Wallfahrtsgeschäft. Mich erstaunt, welch ernsthafte Gedanken sich der Künstler um Reliquien und Wallfahrt gemacht haben muss und wie viel Mühe und Energie in die Ausgestaltung dieses Projekts gesteckt wurde. Ein Wort meines Vaters kommt mir in den Sinn: "Auch der Atheist kommt ohne Gott nicht aus." Und wenn er sich nur von ihm abgrenzt.



In einer sehr berührenden und gelungenen Ausstellung zeigte die KSJ Trier das Kleid der KZ-Überlebenden Zofia Klinke und informierte über ihr Leben und die Geschichte ihrer Zeit. Zofia hat ihr KZ-Kleid ihr Leben lang aufbewahrt und kurz vor ihrem Tod einem beim Maximilian-Kolbe-Werk sehr engagierten Ehepaar geschenkt. Nicht nur dieses kleine, zerschlissene Kleid hat mich sehr gerührt, sondern auch eine Familienbegegnung aufgrund dieser Ausstellung. Die Nichte von Zofia Klinke aus Amerika hat der KSJ gemailt, weil sie gerade in diesem Frühjahr im Internet den Namen ihrer Tante suchte und fand und damit endlich auch das verschollen geglaubte Kleid. Ihr gefiel, was aus dem Kleid geworden war, und sie schickte noch ein paar private Fotos für die Ausstellung.




Noch ein Mal auf dem Weg in den Dom vorbei am Schaffrock voller Abzeichen ...


... an den gewebten Lebensfäden der Pilger/innen ... 


... und einer einsamen i-ch-helfe!-Tasche:



Ein bisschen Verweilen ...


... um dann wieder heimzukehren.

Mittwoch, 2. Mai 2012

Heilig-Rock-File II


Morgens um sieben: Das Material ist gepackt, noch ein Blick in den Spiegel ...


... Aufbau und letzte Vorbereitungen an den Infoständen ...


... dann rockt die Jugend im Palastgarten:


Von überall sind sie nach Trier gekommen: 


Gemeinschaftsarbeit aus 1000 Spielklötzen:


Wallfahrtslogistik: von Wegweisern ...


... und zwischengelagerten Sitzbänken ...


... bis zur geänderten Verkehrsführung für die Pilgerbushaltestellen:


Mittendrin der Dom: in der Ruhe der Nacht ...


 ... und während des Ansturms am Tag:


Anstehen für den Rock:



Die gern gestellte Frage nach der Echtheit des Heiligen Rocks ist den meisten jungen Pilgerinnen und Pilgern gar nicht so wichtig. Sie sind gekommen, um sich kennenzulernen, einander zu begegnen, zu erleben, dass da noch viele sind, die wie sie denken, die davon träumen und sich dafür engagieren, dass die Welt, in der sie leben, ein kleines Stückchen besser wird. Die Jugendverbände und Gruppen bereichern sich gegenseitig mit ihren Themen und Aktionen, alle tragen ihren Teil dazu bei, dass es in ihrer Kirche bunt ist und bleibt.



Freitag, 27. April 2012

Heilig-Rock-File I


Ein File ist eine Datei, eine Akte, aber ursprünglich meint File die Schnur, mit der ein Aktenbündel zusammengehalten wird. Passt das nicht wieder gut zum Rock?


Nun also Wallfahrtsimpressionen!

Vom Regen unter einen Baum getrieben bot sich dieser Durch-/Aus-/Einblick:

 


Den Spuren folgen ...

 
... und Kirchenraum ganz neu erleben:


 

Das Länderpuzzle von der 72-Stunden-Aktion 2004 wieder im Einsatz:



Die Stadt ist voller Röcke, wenn man sich umsieht:



File to be continued ...

Samstag, 21. April 2012

Wallfahren


Im digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache findet man zum Suchwort 'wallfahren' die Bedeutung 'eine Pilgerreise unternehmen'. Man stößt in dem Artikel aber auch auf das noch ältere Wort 'wallen' und seine ursprüngliche Bedeutung 'umherschweifen, unstet sein'.

Unstet: rastlos, sprunghaft, wankelmütig. Was hat das mit einer Pilgerreise zu tun? Der oder die moderne Pilgernde von heute arbeitet die eigene Pilgerroute genau aus, bucht benötigte Tickets und Unterkünfte je nach angestrebtem Tagespensum und überlässt möglichst wenig dem Zufall. Denn nach der Pilgerreise wartet pünktlich morgens um sieben wieder der Alltag.

Und dennoch bleiben meine Gedanken bei dem kleinen Wörtchen 'unstet' hängen. Ich kenne das, sprunghaft und wankelmütig zu sein: Wenn ich vor Entscheidungen stehe, springe ich zwischen dem Für und Wider hin und her, manchmal ziemlich lange. Das ist anstrengend und bringt mich nicht weiter. Dann wieder kommen mir mehrere Ideen gleichzeitig. Ich könnte das oder dies, ich würde gerne mal jenes und das auch noch. Oder aber sitze ich da und wälze ein Problem in meinem Kopf, immer und immer wieder. Ich drehe mich im Kreis. Rastlos und unruhig finde ich dann keinen Absprung vom Gedankenkarussell. Unstet bin ich unterwegs in meinem Kopf, meine Gedanken springen im Kreis, auf und ab, mal hierhin und mal dorthin.

Dann spüre ich in den Füßen den Drang zu laufen. Ich muss raus in die Natur, den Kopf frei machen, ihn vom Wind ausfegen lassen, damit ich wieder einen klaren Gedanken fassen kann. Einen, erst mal nur einen. Und Klarheit. Das hoffe ich zu finden draußen, wenn ich tatsächlich aufbreche.
Und ich entdecke, dass ich neben vielen Wanderwegen auf einem Pilgerweg bin.


Sonntag, 8. April 2012

Ostermorgen



"... sagte zu ihr: Frau ... Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner,
und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin ...
Jesus sagte zu ihr: Maria!" (Joh 20,15f)

in aller Herrgottsfrühe
aufgebrochen
im Garten
das leere Grab

Ein Gärtner muss er sein, der die Schöpfung hegt und pflegt. Aus totem Stein wächst eine kleine Pflanze. Hoffnung wächst aus einem kleinen Korn. Leben braucht nicht viel zum Leben: ein bisschen Halt für die Wurzeln, etwas Wärme und Licht zur Orientierung, Wasser und die Liebe des Gärtners.

Für mich erzählt Johannes die schönste Ostergeschichte.
Noch vor Sonnenaufgang ist Maria aus Magdala unterwegs zum Grab ihres Herrn und Meisters. Es ist der dritte Tag seit den tragischen Ereignissen. Benommen von Trauer und Ungewissheit sucht sie Trost an seinem Grab und findet es geöffnet und leer.
Man hat ihn weggebracht, das traut sie jemandem zu in diesen Tagen. Sie ist bestürzt, weint und sieht den Mann in der Nähe stehen. Wer außer dem Gärtner sollte es sein, so früh am Morgen? Als er sie anspricht: "Frau", erkennt sie ihn nicht. 
Erst als Jesus sie bei ihrem Namen nennt, fällt aller Ballast von ihr ab. "Maria!" 
So wie er spricht niemand ihren Namen und sie findet darin alles, was sie sucht: Halt, Wärme, Orientierung und Liebe!
 

Freitag, 6. April 2012

Karfreitag - Stationen


I.


"Und sie flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt ...
und verspotteten ihn ..." (Mt 27,29)

stechende Kopfschmerzen
der Spott der anderen
wie ein Hagel giftiger Pfeile
verletzender als die Spitzen der Dornen

Wer mit Dornen hantiert, muss aufpassen, dass er sich nicht sticht. Wer mit Spott hantiert auch. Wer spottet, schottet sich ab. Spott schafft Abstand, grenzt ein den, der spottet, und grenzt aus den, der anders ist. Einsam muss es sein, dort hinter dem Zaun aus Dornenkronen und Spott. Aus einem kalten, harten Herzen kommt der Spott und versprüht das vernichtende Gift.

Wie kann ich spotten, wenn ich liebe, verspotten, wen ich liebe?


II.


"wo sie ihn kreuzigten,
und zwei andere mit ihm, auf dieser und auf jener Seite ..." (Joh 19,18)

erniedrigt und erhöht zugleich
vor aller Augen zur Schau gestellt
der öffentlichen Meinung preisgegeben
Qual und Pein der Verurteilten
 
Öffentliche Hinrichtungen sind und waren zu allen Zeiten ein grausames Schauspiel. Schrecken und Ergötzen liegen schaurig nah beieinander. In der Menge wird aus der Ohnmacht des Einzelnen eine vermeintliche Macht, nur vermeintlich liegt Stärke in Lautstärke. Irgendwann verschwimmt, auf welcher Seite Schuld und Unschuld stehen. Egal, der am Marterpfahl kommt nicht mehr los.

Wie kann ich mitmachen, wenn ich liebe, niedermachen, wen ich liebe?


III.


"... und er wälzte einen großen Stein an die Tür der Gruft 
und ging weg." (Mt 27,60)

ein Ende ohne Ausweg
Schlussstein für die Ewigkeit
letzte Ruhestätte
verlassen und erledigt

Es ist nur ein Gastauftritt hier auf der Erde. Zwischen Geburt und Tod liegen Begegnungen, Erlebnisse, Versäumnisse. Dann verschließt ein Stein das Grab für immer. Manchmal gibt es keine Gräber, vielleicht wird dann ein Gedenkstein aufgestellt, irgendwo ein Name eingemeißelt. Zeichen der Erinnerung, sie werden verblassen. Zeit und Witterung legen einen Schleier des Vergessens darüber.

Wie kann ich vergessen, wenn ich liebe, je vergessen, wen ich liebe?

Montag, 2. April 2012

Hosanna

 




"Ich habe dir was mitgebracht", begrüßt mich meine Kollegin heute morgen im Büro. Sie war am Wochenende in Rom. "Ich habe mir gedacht, dass du dich darüber freust." Und sie zieht einen kleinen Olivenzweig aus ihrer Tasche und überreicht ihn mir. "Der ist gesegnet. Wir waren gestern Morgen auf dem Petersplatz ..."

Ich bin gerührt, freue mich sehr, dass sie an mich gedacht hat, dass sie wusste, wie sie mir eine Freude machen kann, und dass in diesem Jahr ein römischer Olivenzweig das Kreuz über meinem Eingang ziert.

Hosanna! Ehre und Dank dem Herrn für das Geschenk der Freude!