Im digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache findet man zum Suchwort 'wallfahren' die Bedeutung 'eine Pilgerreise unternehmen'. Man stößt in dem Artikel aber auch auf das noch ältere Wort 'wallen' und seine ursprüngliche Bedeutung 'umherschweifen, unstet sein'.
Unstet:
rastlos, sprunghaft, wankelmütig. Was hat das mit einer Pilgerreise zu tun? Der oder die moderne Pilgernde von heute arbeitet die eigene Pilgerroute genau aus, bucht benötigte
Tickets und Unterkünfte je nach angestrebtem Tagespensum und überlässt möglichst wenig dem Zufall. Denn nach der Pilgerreise wartet pünktlich morgens
um sieben wieder der Alltag.
Und dennoch bleiben meine Gedanken bei dem kleinen
Wörtchen 'unstet' hängen. Ich kenne das, sprunghaft und wankelmütig zu sein: Wenn
ich vor Entscheidungen stehe, springe ich zwischen dem Für und Wider hin und her,
manchmal ziemlich lange. Das ist anstrengend und bringt mich nicht weiter. Dann
wieder kommen mir mehrere Ideen gleichzeitig. Ich könnte das oder dies, ich würde gerne mal jenes
und das auch noch. Oder aber sitze ich da und wälze ein Problem in meinem Kopf,
immer und immer wieder. Ich drehe mich im Kreis. Rastlos und
unruhig finde ich dann keinen Absprung vom Gedankenkarussell. Unstet bin ich unterwegs in meinem
Kopf, meine Gedanken springen im Kreis, auf und ab, mal hierhin und mal
dorthin.
Dann spüre ich in den Füßen den Drang zu laufen. Ich muss raus in die Natur, den Kopf frei machen, ihn vom Wind ausfegen lassen, damit ich
wieder einen klaren Gedanken fassen kann. Einen, erst mal nur einen. Und
Klarheit. Das hoffe ich zu finden draußen, wenn ich tatsächlich aufbreche.
Ich entdecke, dass ich neben vielen Wanderwegen auf einem Pilgerweg bin.