Von meiner Uroma ist der
Satz überliefert: "Geburtstag hat jede Wutz." Ihr war es wichtig, dass die
Kinder nach einem Heiligen benannt wurden. Bis feststand, dass der Vorname
meiner Tante die Abwandlung des Namens einer Heiligen aus dem 7. Jahrhundert
war, rief sie ihre Enkelin nur "Liebchen" oder "Schätzchen". Wahrscheinlich
verdanken wir es der Hartnäckigkeit dieser Uroma, dass wir in unserer Familie
bis heute neben dem Geburtstag auch den Namenstag feiern.
Der Name macht den Menschen
zu etwas ganz Besonderem, ein Leben lang und darüber hinaus. Darum wohl suchen
Eltern mit so viel Sorgfalt und Liebe den Namen für ihr Kind aus. Der
Kindesname soll Mutter und Vater gefallen, er soll nicht der zigste im
Freundeskreis sein, sich nicht in Abkürzungen verstümmeln oder eben zu einem
schönen Kosenamen abkürzen lassen. Manchmal werden Kinder auch nach berühmten
und geschätzten Menschen benannt.
Im Mittelalter gab es die
Tradition, dem Kind bei der Taufe den Namen des Tagesheiligen zu geben. Heilige
und Selige sind besondere Vorbilder im Glauben. An Allerheiligen 2012 fanden in
Eibingen besondere Hildegardfeierlichkeiten statt: Im Mai erst hatte Papst Benedikt
XVI. die Heilige Hildegard von Bingen, die in Deutschland schon seit
Jahrhunderten verehrt wird, offiziell in den Heiligenkalender für die
Weltkirche aufgenommen, um sie dann im Oktober zur Kirchenlehrerin zu erheben, als 4. Frau neben 31 Männern. Damit wurde Hildegard, ihrem Leben,
Glauben und Werk eine ganz besondere Bedeutung als Vorbild und Fürsprecherin
verliehen.
Heute an Allerheiligen wird
aber auch all der unbekannten Heiligen gedacht, die keinen offiziellen
Gedenktag haben und die doch im Stillen ein gutes Leben im Glauben gelebt haben
oder leben. Auf irgendeine Weise sind wir alle Vorbilder für jemanden, sei es im Engagement für Benachteiligte, in einer guten Tat oder im wertschätzenden Umgang mit
Menschen, Tieren und der Natur. Das ist eine große Verantwortung, derer wir uns
nicht immer bewusst sind und bei der wir selbst uns wiederum an unseren
Heiligen orientieren dürfen.
In diesem Sinne alles Gute
und Gottes Segen zum Namenstag!