Gestern Abend hat eine Freundin die beiden zu mir gebracht. Ich habe ihnen gerne Herberge für eine Nacht gegeben. Sie haben sich aneinander gekuschelt und im warmen Wohnzimmer geschlafen, während es draußen nasskalt war.
Heute Morgen am 3. Advent
haben wir gemeinsam gefrühstückt. Ich hatte noch die Zeitung aus Bethlehem, in
die Olivenholzschnitzereien eingewickelt waren, und so konnte Josef Nachrichten
aus der Heimat lesen. Maria erzählte mir von ihrer Reise. Für sie ist der lange
Weg im letzten Monat ihrer Schwangerschaft sehr beschwerlich. Doch die vielen
Begegnungen mit den Menschen, die die beiden unterwegs treffen und die sie
jeden Tag aufnehmen, lassen Maria all die Strapazen vergessen. Die
Gastfreundschaft und Herzlichkeit, die ihr und ihrem Mann entgegengebracht
werden, überwältigen sie. Und auf Josef kann sie sich immer verlassen, das
macht sie stark für den gemeinsamen Weg. Als sie das sagte, lächelte Maria
leise und glücklich.
Am Nachmittag war ich bei
meiner Familie hier im Ort zum Videotelefonieren mit der restlichen Familie im
Norden verabredet. Maria und Josef haben mich begleitet. Das war sehr aufregend
für sie. Josef konnte nicht begreifen, dass man mit einem schwarzen
Klappkasten in eine andere Wohnung über hundert Kilometer entfernt sehen kann.
Das hätte er sich für die Volkzählung gewünscht: die Verwaltungsstelle einfach
per Computer kontaktieren und sich registrieren lassen. Statt dessen
musste er sich mit seiner hochschwangeren Frau auf die lange anstrengende Reise
machen. Maria hingegen hat es genossen, meine kleinen Neffen kennenzulernen, mit ihnen
zu singen und ihnen ihre Geschichte zu erzählen.
Am Ende unseres gemeinsamen
Tages waren wir zusammen mit Freunden im Friedenslicht-Inspire, einem
Gottesdienst in der Jugendkirche. Pfadfinder aus der Nachbarstadt haben dazu
eingeladen und am Ende das Licht aus Bethlehem verteilt. Kerze um Kerze wurde
am Friedenslicht entzündet und gegen alle Gewalt und Not in der Welt und als Gebet für die Opfer von Krieg, Verbrechen und Armut breitete sich das Licht aus. Maria war davon
sehr angerührt, sie streichelte über ihren Bauch und sagte: "Er ist der
Friedensfürst. Er zeigt uns den Weg der Liebe und des Friedens."
Dann wurde es Zeit für den
Abschied. Josef musste mit Maria weiterziehen. Ein letztes Foto, noch einmal winken, und sie waren wieder
unterwegs. Wohin wird ihr Weg sie in den nächsten Tagen führen? Was werden sie noch erleben?
Mein Tag mit Maria und Josef
war ein besonderes Geschenk. Ich werde gern daran zurückdenken und die beiden in
meiner Erinnerung behalten. Schön, dass ihr meine Gäste wart.