Freitag, 30. März 2012

Vorwitzig



Vorwitzig lugt der Sonnenschein hinter dem Fenster hervor 
und schaut sich die Welt da draußen an.

Dienstag, 20. März 2012

Weltgeschichtentag


Es gibt tatsächlich einen Weltgeschichtentag und der ist heute. 2012 geht es um das Thema Bäume. Das greife ich gerne auf, um eine kleine Geschichte zu erzählen.


Vom Baum und der Kraft des Lebens

Man hatte ihn gefällt, aus dem Wald verschleppt und seiner majestätischen Krone beraubt. Die Äste hatten sie ihm gestutzt und seinen Stamm in Stücke zerlegt. Brennholz sollte er werden und so lag er nun da, bevor er weiter gespalten und aufgestapelt werden sollte, um zu trocknen.

An seinen offenen Schnittwunden konnte man die Jahresringe zählen. Viele Jahre hatte er im Wald gestanden, seine Wurzeln tiefer und tiefer in die Erde gegraben, um Kraft zu schöpfen und zu wachsen. Er war groß geworden und hatte seine Äste ausgebreitet, um die Welt zu umarmen. Jedes Jahr, wenn der Winter weiterzog, formte er neue Triebe, Blätter und Knospen. Er lächelte der Sonne entgegen und genoss ihre warmen Strahlen auf seiner Rinde. Zusammen brachten sie das saftigste Grün hervor, um die zurückkehrenden Vögel einzuladen. Im Schutz der Blätter bauten sie ihre Nester und zogen ihre Jungen groß. Der Baum liebte es, ihren Liedern und Melodien zu lauschen. Mit den Vögeln kamen auch andere Waldbewohner und lebten bei dem Baum. So verging Sommer um Sommer und in jedem Herbst sammelten die Eichhörnchen die Früchte des Baumes als Vorrat für den Winter. Die Vögel verabschiedeten sich und versprachen, im nächsten Frühjahr wieder zurückzukommen. Und der Baum schillerte in bunten Farben, bevor er seine Blätter im Spiel des Windes entließ. In der Winterruhe träumte er dann von den Liedern der Vögel, von den zarten Berührungen der Eichhörnchen, wenn sie an seinem Stamm rauf und runter kletterten, und von den ersten warmen Sonnenstrahlen.

Eines Morgens, als die Sonne gerade über den Hügel stieg, malte jemand einen großen farbigen Kreis auf die Rinde des Baumes. Später kamen sie mit lauten Sägen und Maschinen. Nun lag er da.

Und der Baum tat, was er in jedem Jahr tat, wenn der Winter weiterzog: Er formte neue Triebe und Blätter, weil Frühling war und er tief in seinem Innern das Leben spürte.


Montag, 19. März 2012

Nummerngirl


Ein Telefonat mit einer Freundin hat mich wieder darauf gebracht. Wir sprachen über Wartezeiten für Therapieplätze bei psychischen Erkrankungen. Immer mehr Menschen, so scheint es, werden heutzutage seelisch krank. Oder waren es früher auch so viele, aber damals wurde es nicht als Krankheit anerkannt, sondern als Zustand abgetan? Wie dem auch sei, die flächendeckende Versorgung psychisch Kranker ist heute immer noch nicht so gegeben wie die physisch Kranker. Mehr Kliniken würden also Besserung verschaffen.

Aber mir geht noch etwas anderes durch den Kopf. Dass immer mehr Menschenseelen leiden, sollte der Gesellschaft – also uns – zu denken geben. Was ist die Ursache für all die Depressionen, Burn Outs, Zwangsstörungen, Ängste und Süchte? Liegt ein Grund in einem verrückten Menschenbild unserer schnelllebigen und rationalisierten Gesellschaft? Welchen Wert hat der Mensch?

Für meine Krankenkasse bin ich eine Mitgliedsnummer. Ich bin aber auch eine Kontonummer, Steuernummer, Personalnummer, Versicherungsnummer, Kundennummer, Teilnehmernummer usw. Wo ich noch keine Nummer bin, kann ich vorübergehend eine ziehen. Das macht alles einfacher, schneller, leichter. Irgendeine Personalnummer lässt sich einfacher kündigen als ein Mensch mit seiner ganzen Lebensgeschichte. Der Antrag einer Sozialversicherungsnummer auf eine Kur ist schnell abgelehnt. Wie leicht geht der einzelne Mensch und mit ihm seine Würde hinter einem Aktenzeichen verloren?

Der Begriff Nummerngirl bekommt eine ganz neue Bedeutung. Doch genau das möchte ich nicht sein. Wo Menschen zu Nummern degradiert werden, da ist das System krank. Heilen kann das keine Klinik, sondern nur das System selbst, die Gesellschaft – also wir. Ich will auf der Hut sein, andere zu reduzieren oder mich reduzieren zu lassen. 

Was für ein Reichtum und welche Fülle an Leben, um die wir uns im Miteinander betrügen würden!

Sonntag, 11. März 2012

D-Verlust


Aus Dreck wird ein Turngerät,
aus dem Dreh ein scheuer Waldbewohner,
aus der Delle wahlweise ein Längenmaß oder ein Knochen.
Aus dem Dübel wird nichts Gutes,
aus Gerda eine Stadt in Thüringen
und aus dem Rad der ägyptische Sonnengott.
Aus Drogen werden Fischeier,
aus Dramen japanische Nudeln
und aus Deichen heimische Laubbäume.
Aus Schulden werden Lehranstalten.

Diese Verwandlung gefällt mir besonders. Ein nettes Spiel für zwischendurch 
für Große und für Kleine, für Herren und für Damen. Amen.



Freitag, 9. März 2012

Läute heute


Gib Laut, wenn jedermann dich sehen soll.
Gib Laut, wenn du willst, dass man dich hört.

Läute!

Gib Laut, wenn jemand dir den Weg versperrt.
Gib Laut, wenn etwas dir den Atem raubt.

Läute Sturm!

Gib Laut, wenn du Veränderungen suchst.
Gib Laut, wenn du die ersten Schritte wagst.

Läute eine neue Ära ein!
  

 















Gib Laut, wenn dein Herz im Rhythmus schlägt.
Gib Laut, wenn deine Seele Samba tanzt.

Läute!

Gib Laut, wenn du die Lust zu singen spürst.
Gib Laut, wenn ein Wort auf deiner Zunge liegt.

Läute! Heute!
 

Sonntag, 4. März 2012

Der Stier in uns



"Am besten man packt den Stier bei den Hörnern. Wenn man Angst hat, dann kann man nicht weglaufen. Der Angst von vorne begegnen, sonst sitzt sie einem im Nacken. Da bleibt man gelassen, bleibt heiter, verliert ein Stück Angst. Und man bekommt Mut, diese Dinge, die unangenehm sind, überwinden zu lernen."

Das sagte eine ältere Dame in der heutigen Ausgabe des Fernsehmagazins "sonntags TV fürs Leben" über die Herausforderungen ihres Lebens. Ein Stück erfahrene Lebensweisheit, die so einfach wie logisch klingt und uns doch immer wieder so sehr zu schaffen macht. 
In der Angst spüren wir zutiefst und mitunter sehr dramatisch, dass wir sind. Weglaufen geht nicht. Wir können der Situation entfliehen, nicht aber der Angst. Sie begleitet uns ein Leben lang. Aber wir können lernen, mit ihr umzugehen.

"Der Angst von vorne begegnen, sonst sitzt sie einem im Nacken." Wer uns im Nacken packt, beherrscht und treibt uns. Gestehen wir eine solche Macht der Angst nicht zu, weder unserer eigenen noch der, die andere uns einreden wollen.

Samstag, 3. März 2012

Dreißig Millionen


Gestern kam die Nachricht im Radio: Das Bistum Trier muss 30 Millionen Euro einsparen. Ich versuche, mir die Summe vorzustellen, aber es gelingt nicht. Also rechne ich sie um in Zeit:

30.000.000 Sekunden
500.000 Minuten
8.333,3 Stunden
347,2 Tage
49,6 Wochen

Ganz genau: 49 Wochen 4 Tage 5 Stunden und 20 Minuten.

Wenn ich die in meiner Lebenszeit einsparen sollte, ich wüsste nicht wie. Sicher, rückblickend gab es manche schwierige und schwere Zeit, auf die man leichthin gesagt verzichten hätte können. Aber ich will sie doch nicht streichen, selbst wenn ich die Macht hätte. Denn auch in den schlimmsten Zeiten war nicht alles schlimm. Es gab Menschen, die zu mir standen und mich begleitet haben, Begegnungen und neue Freundschaften. Es gab Erfahrungen und "Widerfahrungen", Erkenntnis und Gewissheit, die mich wachsen ließen zu der Persönlichkeit, die ich heute bin. Wie also könnte ich darauf verzichten?
Von den guten Erlebnissen und Erinnerungen zehre ich erst recht heute und in Zukunft. Und von dem, was da noch kommen mag, möchte ich aus jetziger Sicht nicht eine Sekunde ab- oder aufgeben. 

Dafür schätze ich mein Leben viel zu sehr!