Das Radio hat mich aufmerksam
gemacht, dass heute wieder Weltgeschichtentag ist, und mir auch gleich eine
Idee für meinen Beitrag dazu geschenkt.
Eine Geschichte für Generationen
Mein Vater hat uns in
Kindertagen immer wieder gerne die folgende Geschichte erzählt:
Es war einmal ein Vater, der hatte sieben Söhne. Da
sprach der Jüngste: Vater, erzähl uns eine Geschichte! Da sprach der Vater: Es war einmal ein Vater, der hatte sieben Söhne. Da sprach der Jüngste: Vater, erzähl uns eine Geschichte! Da sprach der Vater: Es war einmal ein
Vater, der hatte sieben Söhne. Da sprach der Jüngste: Vater, erzähl uns eine
Geschichte! Da sprach der Vater: Es war einmal ein Vater …
Schon sein Vater hatte meinem Vater diese Geschichte erzählt und so hat er jedes Mal,
wenn wir nach einer Geschichte verlangten, zunächst versucht, uns mit dieser
Endlosgeschichte abzuspeisen. Aber schon nach dem ersten Satz protestierten wir
laut: "Nein, nicht die! Eine andere, eine richtige Geschichte!" Da halfen auch neu erfundene Varianten – Es war einmal eine Mutter, die hatte sieben
Töchter – nicht weiter, dasselbe in Grün wollten wir genauso wenig hören.
Andererseits soll man alte
Familientraditionen nicht einfach über Bord werfen und so haben wir vor einer
Weile meine beiden Neffen mit dieser Geschichte beglückt und zwar gleich in mehreren Versionen, von Vater und Söhnen, Kuh und
Kälbern und – ganz abstrakt – von Woche
und Tagen.
Dieser Tage habe ich erfahren, dass mein Neffe (4 Jahre alt) sich unsere Geschichte schon ganz
zu eigen gemacht hat. Er stand mit seiner Mutter am Fenster zum Garten, diesen betrachtend. Ihre Blicke fielen auf den alten Sandkasten der Nachbarn, aus dem
deren Kinder längst entwachsen sind. Versonnen sagte seiner Mutter: "Es
war einmal eine Matschkiste, die hatte …" – "... sieben Regenwürmer."