Mittwoch, 23. März 2022

Die Drachen unserer Zeit



Krieg ist einer, ebenso Rassismus, Missbrauch und Diskriminierung, Armut, Hunger, Klimakatastrophen und Pandemien … Die Drachen unserer Zeit beherrschen unser Leben, unser Fühlen, Denken und Handeln. 

Seit jeher findet sich der Drache als Motiv in den Bildern und Geschichten der Kulturen rund um den Globus. Ihm ist sogar ein Sternbild am Nordhimmel gewidmet. In der Bibel verkörpert der Drache das Menschenfeindliche und Böse. In der Offenbarung des Johannes kommt es zum endgültigen Kampf, in dem der Erzengel Michael den Drachen, der für den Teufel steht, aus dem Himmel verbannt (Off 12, 9). Auch 
Heiligenlegenden berichten von Drachenbesieger*innen, unter den populärsten ist der heilige Georg, einer der 14 Nothelfer.

Mit dem Krieg in der Ukraine hat sich ein weiterer Drache erhoben, als wären wir nicht schon genug geschlagen – gerade in den vergangenen zwei Jahren. Tapfer sind wir mit Kontaktverzicht und Masken gegen die Coronapandemie gezogen, haben Kräfte und Mittel mobilisiert für die Menschen weltweit, die sich keine medizinische Versorgung leisten können. Wir sind gegen den Raubbau an unserer Erde und gegen den Klimawandel auf die Barrikaden gegangen. Und nun beten wir für den Frieden, sammeln Notwendiges für die Menschen im Kriegsgebiet und bereiten Unterkünfte für die, die der Hölle entkommen. 

Neben all diesen globalen Drachen da draußen fordern uns dann auch noch unsere eigenen, inneren Drachen heraus – sehr persönlich, meist, wenn wir allein sind und besonders verletzbar: Depression, Trauer, Krankheit, Verlustangst … Sie beherrschen unsere Gefühle und Gedanken noch mehr und lähmen uns in unserm Tagwerk. Der Sieg über diese Drachen ist ein noch größerer. Er kann uns befreien und stark machen. Und dabei müssen wir nicht wie Heldenmütige und Heilige allein hinausziehen gegen diese Drachen. Wir können und dürfen uns Unterstützung suchen und finden sie in der Familie, bei Freund*innen und professionellen Drachenbesieger*innen.

Ich will Verbündete finden in meinem Kampf gegen meine inneren Drachen. Und wenn ich am Nachthimmel den Drachen entdecke (ganz in der Nähe des kleinen und des großen Bären), dann rufe ich ihm im überzeugendsten Brustton entgegen: "Ha! Ich siege!"

Dann wird Ostern in mir.


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Impuls zum Jahresthema von Kolping im Diözesanverband Trier:
Wage zu träumen! Mit Zuversicht gemeinsam Siege gestalten