Vor mehr als 30 Jahren habe
ich in Lindau am Bodensee in der Nähe des Diebsturms folgende Szene beobachtet:
Zwei alte Damen, beide in
dunkelblauen Mänteln, liefen sich ein wenig wackelig vor einer langen hellen
Mauer entgegen, ein wohl zufälliges Aufeinandertreffen. Sie drückten ihre
unbändige Freude über das Wiedersehen aus, indem sie schon von weitem ihre Arme
in die Höhe reckten, und ihre Gesichter strahlten
wie die Sonne am Himmel.
Mich hat diese Szene damals sehr angerührt und, obwohl ich einen Fotoapparat in der Hand hatte, konnte ich den Auslöser nicht drücken. Es war irgendwie ein magischer, vielleicht ein heiliger Moment, den eine Aufnahme nie hätte erfassen können. Ich habe alles in meiner Erinnerung bewahrt, es ist mir zu einem Herzensbild geworden.
Warum mir das zu Ostern
wieder in den Sinn kommt? Es ist diese unbändige und ehrliche Freude, die die
beiden alten Damen so ausdrücklich verspürten und verbreiteten, die Freude, die das
Leben segnet und die Hoffnung stärkt.