Es ist die Nacht von Oktober
auf November, der Weinmond wechselt zum Nebelmond. Für die Kelten ging nicht
nur der Sommer, sondern auch das Jahr zu Ende. Sie dachten an die Seelen ihrer
Vorfahren und glaubten an die Rückkehr der Geister in dieser einen Nacht. Und
sie zu beschwichtigen, wurden Leckereien gesammelt und dargebracht.
Seit einigen Jahren schwappt
dieser Brauch, zwischenzeitlich ausgewandert und amerikanisiert, über den
Atlantik nach Europa zurück und erfreut sich – wie vieles, was "Uncle Sam"
vormacht – immer größerer Begeisterung: Zu Halloween bevölkern Hexen, Vampire,
Zombies und Gruselfans die Straßen mit immer skurrileren Auswüchsen, sodass die
Polizei erhöhte Einsätze fährt, um der modernen Untoten Herr zu werden.
Die Untoten findet man im
Duden zwischen untilgbar und untragbar.
Mir kommt in den Sinn: Was er nicht weiter ertragen konnte
oder wollte, formulierte Luther in 95 Thesen und Fragen und sandte sie Ende
Oktober 1517 an seinen Kirchenfürsten. Daran erinnert die evangelische Kirche am
Reformationstag. Und in der Erinnerung untilgbar bewahrt werden die Geschichten und Legenden vom Leben der Heiligen und Verstorbenen, an
die in der katholischen Kirche an Allerheiligen und Allerseelen gedacht wird.
Die Feste ballen sich in
diesen Tagen des Übergangs zwischen zehntem und elftem Monat, zwischen
Tradition und Erneuerung und zwischen Tod und Leben. Mit lautem Gehabe übertönt
das inzwischen so kommerzielle Halloween die Stille der beiden kirchlichen
Feiertage.
Ich spüre, dass ich diesem
neuen Trend nichts abgewinnen kann. Ich brauche weder Zuckerschock noch
pseudolustige Streiche, noch eine weitere Kostümparty, um dort die Alltagshektik in
Vergessenheit zu ertränken. Nicht lauter, schriller, schauerlicher! Ich möchte
leise werden, nachdenklich und herausfinden, was ich zurücklassen und was ich
mitnehmen will in die nächste Zeit.