Gedanken zu Exodus 3, 1-15 geschrieben für eine
Frühschicht in der Fastenzeit:
"Verwurzelt in Gott und mitten im Leben" – dies ist ein
Satz aus dem Leitbild des Kolpingwerks. Und er lässt sich auch auf die Geschichte
aus dem Buch Exodus beziehen. Dort offenbart Gott seinem Volk seinen Namen: "Ich
bin der «Ich-bin-da»." Gott ist da, Gott ist schon immer da und Er wird
immer da sein. Darauf können wir uns verlassen in jeder Lebenssituation. Es ist
tröstlich und gibt neue Zuversicht, wenn Eltern ihr weinendes Kind in den Arm
nehmen und versprechen: "Ich bin ja da." So verspricht es auch Gott.
Den Israeliten geht es nach Generationen fern der
Heimat in Ägypten nicht gut, sie leiden. Und Gott, der bei Seinem Volk ist,
hört die Klagen, sieht die Not. Und Er sendet Mose zu Seinem Volk, damit er es
aus der leidvollen Situation herausführt. Gott sucht die Gemeinschaft mit Seinem Volk – Er, der Gott der Väter und aller nachfolgenden Generationen – Er,
der da ist. Und darum kann auch das Volk auf diese Gemeinschaft bauen und in
der Nähe zu seinem Gott Schutz, Geborgenheit und Rettung finden.
In Jesus bekräftigt Gott diese liebende Gemeinschaft
mit den Menschen, denn in Jesus wird Gott selbst Mensch. Er will ganz zu den
Menschen gehören und die Menschen sollen ganz zu Ihm gehören. Diese
Gemeinschaft zwischen Gott und Menschen trägt sich weiter in eine Gemeinschaft
der Menschen untereinander. Das ist der Auftrag an uns: Wir sind verantwortlich
füreinander. Wir leben nicht auf einer einsamen Insel. Wir gehören zu unserer
Familie, unseren Freunden, sind Teil unserer Gesellschaft. Wenn es einem Teil
der Gemeinschaft schlecht geht, dann stehen andere ihm bei. Wie wir Unterstützung
und Liebe erfahren, so sollen auch wir für andere da sein – "verwurzelt in Gott
und mitten im Leben."
Jesus gibt uns Vorbild und Orientierung für das Leben
miteinander: Er geht auf die Menschen zu, auf alle Menschen und nicht nur auf
die Berühmten, die Beliebten, die Mächtigen. Er geht zu den Sündern, den
Unterdrückten, den Menschen am Rand der Gesellschaft. Er nimmt sie auf in seine
Gemeinschaft, er ist für die da, für die sonst niemand da ist. Und so sollen
auch wir handeln. Denen alles geben, die um uns sind und die wir lieben, ist
selbstverständlich. Aber unsere Verantwortung geht weiter. Unser Engagement
soll auch denen gelten, die uns fremd sind, die weit weg sind, aber dennoch
unsere Solidarität und Fürsorge brauchen. Im Reich Gottes ist der unser
Nächster, dem wir begegnen, dessen Klagen wir hören und dessen Not wir sehen.
Und Gott, der «Ich-bin-da», ist mit denen, die klagen
und in Not sind, und Er ist mit denen, die hören und sehen und handeln. Denn
Gott ist der Gott der Liebe und Liebe braucht Gemeinschaft.