Donnerstag, 1. November 2012

Das Fest aller Heiligen


Von meiner Uroma ist der Satz überliefert: "Geburtstag hat jede Wutz." Ihr war es wichtig, dass die Kinder nach einem Heiligen benannt wurden. Bis feststand, dass der Vorname meiner Tante die Abwandlung des Namens einer Heiligen aus dem 7. Jahrhundert war, rief sie ihre Enkelin nur "Liebchen" oder "Schätzchen". Wahrscheinlich verdanken wir es der Hartnäckigkeit dieser Uroma, dass wir in unserer Familie bis heute neben dem Geburtstag auch den Namenstag feiern.

Der Name macht den Menschen zu etwas ganz Besonderem, ein Leben lang und darüber hinaus. Darum wohl suchen Eltern mit so viel Sorgfalt und Liebe den Namen für ihr Kind aus. Der Kindesname soll Mutter und Vater gefallen, er soll nicht der zigste im Freundeskreis sein, sich nicht in Abkürzungen verstümmeln oder eben zu einem schönen Kosenamen abkürzen lassen. Manchmal werden Kinder auch nach berühmten und geschätzten Menschen benannt.

Im Mittelalter gab es die Tradition, dem Kind bei der Taufe den Namen des Tagesheiligen zu geben. Heilige und Selige sind besondere Vorbilder im Glauben. An Allerheiligen 2012 fanden in Eibingen besondere Hildegardfeierlichkeiten statt: Im Mai erst hatte Papst Benedikt XVI. die Heilige Hildegard von Bingen, die in Deutschland schon seit Jahrhunderten verehrt wird, offiziell in den Heiligenkalender für die Weltkirche aufgenommen, um sie dann im Oktober zur Kirchenlehrerin zu erheben, als 4. Frau neben 31 Männern. Damit wurde Hildegard, ihrem Leben, Glauben und Werk eine ganz besondere Bedeutung als Vorbild und Fürsprecherin verliehen.

Heute an Allerheiligen wird aber auch all der unbekannten Heiligen gedacht, die keinen offiziellen Gedenktag haben und die doch im Stillen ein gutes Leben im Glauben gelebt haben oder leben. Auf irgendeine Weise sind wir alle Vorbilder für jemanden, sei es im Engagement für Benachteiligte, in einer guten Tat oder im wertschätzenden Umgang mit Menschen, Tieren und der Natur. Das ist eine große Verantwortung, derer wir uns nicht immer bewusst sind und bei der wir selbst uns wiederum an unseren Heiligen orientieren dürfen.

In diesem Sinne alles Gute und Gottes Segen zum Namenstag!