Montag, 30. November 2020

Die Schönheit der Schneeflocke


Damals an einem kalten Tag im Winter war es so weit: Die kleine Schneeflocke stand am Rand der Sprungschanzenwolke, streckte sich noch einmal bis in ihre letzten Kristallspitzen, atmete eine Portion Mut ein und sprang in den Wind. Mit vielen Freundinnen wirbelte sie durch die Luft, ließ sich tragen und genoss die schwerelose Freiheit. Durch eine kleine Wolkenöffnung schickte die Sonne einen Lichtstrahl, der die Schneekristalle zum Funkeln brachte. Die kleine Schneeflocke war stolz auf ihre schöne Erscheinung und freute sich, dass die Sonne ihr Glitzern hervorhob. 

Als sie noch mit den anderen in der Wolke wohnte, gab es regelmäßig Wettbewerbe, wer die feinsten Kristalle bilden konnte. Weil die kleine Schneeflocke Wert auf gutes Aussehen legte, achtete sie sehr auf die Reinheit des Wassers, das sie in sich aufnahm. Und so waren ihre Kristalle klar und makellos. An diesem Wintertag wirbelte sie also freudestrahlend durch die Luft der Erde entgegen und landete auf dem Handschuh eines kleinen Mädchens, das im Schnee tanzte und jauchzte. 

"Mama, sieh nur! Wie wunderschön diese Schneeflocke ist! Sie glänzt wie Silber und Edelstein!" Sie reckte der Mutter ihre kleine Hand entgegen. "Ich will sie küssen, weil sie mir so sehr gefällt." Als die warmen Lippen die kleine Schneeflocke berührten, schmolz sie und blieb als Tropfen in der Hand des Mädchens zurück. "Oh nein", rief das Mädchen, "Mama, ich habe die schöne Schneeflocke kaputt gemacht!" 

"Sei nicht traurig!", tröstete die Mutter ihr Kind. "Es ist so: Die kleine Schneeflocke hat sich durch deine Berührung verwandelt. Doch ihre Schönheit steckt immer noch in diesem Tropfen. Schau genau hin, wie er das Licht reflektiert und wie der Himmel sich darin spiegelt! Und das reine Wasser dieser kleinen Schneeflocke ist köstlich. Es stillt deinen Durst und gibt dir Lebenskraft."


Sonntag, 1. November 2020

Gebet an den Gräbern


Gott, an den Gräbern unserer Verstorbenen
erinnern wir uns an das Leben mit ihnen,
an frohe und traurige Tage, Schweres und Leichtes,
denken wir an sie in der Stille unserer Herzen. 

Gott, an den Gräbern unserer Verstorbenen­
sagen wir noch einmal "Hallo! Hier bin ich bei dir",
halten wir mit Blumen und Kerzen Kontakt
über den irdischen Tod hinaus.
 

Gott, an den Gräbern unserer Verstorbenen
wird uns bewusst: Das Leben hier ist vergänglich.
Ewigkeit kommt nur von Dir, ist nur durch Dich,
unsere Sehnsucht erfüllt sich in Dir.
 

Gott, an den Gräbern unserer Verstorbenen
beten wir in der Hoffnung auf die Auferstehung
für sie und uns um den Seelenfrieden bei Dir,
segnen wir das Leben, das vergangene und kommende,
 

in Deinem Zeichen:
im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.