Dienstag, 1. Januar 2013

Lang may yer lum reek


Seit Jahren hat mich der Gedanke fasziniert, den Jahreswechsel in einer Kirche zu verbringen. In meiner Phantasie wollte ich in der dunklen und stillen Kirche sitzen, während draußen die bunten Lichter der Feuerwerksraketen aufblitzen würden.

Es wurde zwar still in der Pallottikirche, als es kurz nach Mitternacht fast alle nach draußen drängte, wo einige Raketen und Wunderkerzen abgebrannt und vor dem Essens- und Getränkezelt mit Sekt auf das neue Jahr angestoßen wurde. 
Aber die Lichter brannten noch in der Kirche, in die die Pallottiner zur "offenen Wakinacht"1 eingeladen hatten.

Nach der nahezu überfüllten Jahresschlussandacht am frühen Abend blieben viele zum kurzweiligen Programm zum Jahresaus- und einläuten. 
Jeweils zur vollen Stunde kam der kanadische Geschichtenerzähler, eine 15-minütige Geschichte vorzutragen und jede mit dem keltischen Neujahrswunsch zu beenden: "Lang may yer lum reek! / Lang möge dein Schornstein rauchen!"
Draußen vor der Kirche brannte passend dazu das wärmende Lagerfeuer.

In Nebengebäuden wurden die lange Filmnacht und kreatives Arbeiten mit literarischen Texten zur Verabschiedung des alten und Begrüßung des neuen Jahres angeboten, und im Saal – der "Wärmestube" – lagen Spiele für Groß und Klein bereit. In der Kirche gab es einen kabarettistischen Jahresrückblick, eine "ad hoc"-Chorprobe, Wort-Weisen zu Zeitenwenden, die Möglichkeit zu Vier-Augen-Gesprächen und thematische Stationen.

An der ersten Station konnte man das Jahr in Bildern Revue passieren lassen, an der nächsten sein Wissen mit einem Jahresquiz 2012 testen. Um Altlasten der letzten zwölf Monate hinter sich zu lassen, lud ein großer Wasserkrug ein, sich gegenseitig die Hände zu waschen. Das, was im alten Jahr nicht gelungen war, konnte man tatsächlich knicken und als leuchtendes Knicklicht an der Krippe ablegen. Und schließlich stand ein Materialtisch bereit, Wortgeschenke für andere oder für sich selbst zu basteln, "denn manche Wörter sind viel zu schade, um sie nur zu sagen."

Das Kabarett habe ich genossen, ebenso wie das Einstudieren der vier Lieder mit den beiden musikalischen Patres, die aus den Wakinachtbesuchern mal eben einen Chor für das Mitternachtsgebet machten. Wunderbar!

Ich habe lange überlegt, welches Wort ich basteln möchte, habe viele verworfen und erst, als ich mit einem Knicklicht meinen Unmut aus dem vergangen Jahr zur Krippe gebracht habe, das Wort gefunden, das ich mir für 2013 schenke: 
 

















Möge aus dem Unmut von 2012 in 2013 Mut werden! Und mögen eure Schornsteine lange rauchen! Ein gutes neues Jahr 2013 für uns und alle!


1 Waki = Wallfahrtskirche